Vorlesungs- und Lehrendenverzeichnis

SoSe 2016

Schtetl: Geschichte, Legende, literarischer Topos

Magdalena Marszalek, Ulrike Schneider

PULS

Als shtetl (jiddisch für Städtchen) wurden historisch Orte/Siedlungen – Dörfer, Provinzstädtchen, Stadtteile – mit hohen (oft überwiegenden) jüdischen Bevölkerungsanteil in Osteuropa bezeichnet. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb die spezifische sozio-ökonomische sowie kulturell-religiöse Struktur von shtetlekh (Pl.) – an der Schnittstelle des Urbanen und Ruralen, mit vielfältigen, oft spannungsvollen Verbindungen zum christlichen Umfeld – im Wesentlichen erhalten. Das Schtetl, das jahrhundertelang die Lebensform der Juden in Osteuropa prägte und zum Inbegriff der aschkenasischen Kultur (Jiddischland) wurde, blieb natürlich von den Modernisierungsprozessen und Umwälzungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Säkularisierung, Migrationen, Kriege, Revolutionen) nicht unberührt. Bereits Ende des 19.Jh./Anfang des 20. Jh. wurde das Schtetl zum literarischen/künstlerischen Mythos: Insbesondere die jiddische Literatur – von Mendele Mojcher Sforim, Scholem Alejchem, Jizchok Leib Perez hin zu Isaac Bashevis Singer – hat zu literarischen Konstruktion von Schtetl beigetragen. Durch Auswanderung vieler Schriftsteller und Künstler aus Osteuropa (in die USA, nach Westeuropa oder Palästina) und angesichts der fortschreitenden Zersetzung traditioneller Lebensformen der jüdischen Diaspora wurde das Schtetl nicht nur zum nostalgischen Bezugspunkt ihrer Texte und Bilder (u.a. bei Marc Chagall), sondern auch zum Ziel ethnografischer Expeditionen, an denen auch Literaten und Künstler teilgenommen haben (u.a. Salomon An-sky). Nach der Auslöschung des jüdischen Lebens in Osteuropa im Holocaust fand die Erinnerung an das Schtetl in den zahlreichen in der ganzen Welt von den Überlebenden und ihren Nachfahren verfassten memorial books (yizker-bikher) Ausdruck. Einige Jahrzehnte nach dem Krieg – im Revival der Erinnerung an das jüdische Europa – wurde das Schtetl zum beliebten (oft kitschigen) Stoff populärer Darstellungen.
Das Seminar setzt sich mit der Geschichte und Gegenwart des Topos Schtetl auseinander: vor allem in der Literatur (in den mehrsprachigen jüdischen Literaturen von Scholem Alejchem über Manès Sperber, Soma Morgenstern und Bruno Schulz bis Jonathan Safran Foer), aber auch in Zeugnissen, medialer Dokumentation und künstlerischer Exploration. Auch der Blick von nicht-jüdischen Nachbarn und Reisenden auf das Schtetl wird im Seminar thematisiert.
Seminarlektüre: Deutsch und Englisch.

Leistungspunkterwerb

2 LP (unbenotet): regelmäßige Teilnahme + Studienleistung (MA LA 2004)
3 LP (unbenotet): regelmäßige Teilnahme + Studienleistung (MA GER + MA LA 2011)
3 LP (benotet): (MA LA 2004)
2 LP (K): Hausarbeit oder (P): andere Prüfungsleistung (MA LA 2011: Sek I)
4 LP (K): Hausarbeit oder (P): Prüfungsgespräch (MA GER 2011 + MA LA 2011: Sek II)

Studiengänge und Module

LPSWSbenotet
ML Deutsch 2004
  22201 
AM-LW: Veranstaltung , Aufbaumodul Literaturwissenschaft
2
2
nein
  22202 
AM-LW: Veranstaltung , Aufbaumodul Literaturwissenschaft
2
2
nein
  22203 
AM-LW: Veranstaltung, Aufbaumodul Literaturwissenschaft
2
2
nein
  22204 
AM-LW: Veranstaltung, Aufbaumodul Literaturwissenschaft
3
2
ja
  22205 
Hausarbeit (Gymnasium), Aufbaumodul Literaturwissenschaft (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
4
0
ja
  22206 
Prüfungsgespräch (Gymnasium), Aufbaumodul Literaturwissenschaft (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
4
0
ja
ML Deutsch 2011
  4201 
AM-LW: Seminar , Aufbaumodul Literaturwissenschaft (LG)
3
2
nein
  4202 
AM-LW: Seminar/Kolloquium , Aufbaumodul Literaturwissenschaft (LG)
3
2
nein
  4204 
Modulprüfung (Hausarbeit) , Aufbaumodul Literaturwissenschaft (LG) (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
4
0
ja
  4205 
Modulprüfung (Prüfungsgespräch) , Aufbaumodul Literaturwissenschaft (LG) (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
4
0
ja
  4201 
Seminar Literaturwissenschaft , Aufbaumodul Literatur- und Sprachwissenschaft (LSIP1)
3
2
nein
  4222 
Modulprüfung (Hausarbeit oder Projektarbeit) , Aufbaumodul Literatur- und Sprachwissenschaft (LSIP1) (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
2
0
ja
MT Germanistik 2011
  3122 
LW-H2/Teil 3: Literatur und Literaturgeschichte von 1750 bis zur Gegenwart, Hauptmodul Literatur als kulturelles Gedächtnis:
3
2
nein
  3124 
Modulprüfung (Hausarbeit), Hauptmodul Literatur als kulturelles Gedächtnis: (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
4
0
ja
  3125 
Modulprüfung (Prüfungsgespräch), Hauptmodul Literatur als kulturelles Gedächtnis: (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
4
0
ja
  3231 
LW-S3: Seminar, Schwerpunktmodul Germanistische Literaturwissenschaft
3
2
nein
  3232 
LW-S3: Seminar, Schwerpunktmodul Germanistische Literaturwissenschaft
3
2
nein
  3234 
Modulprüfung (Hausarbeit), Schwerpunktmodul Germanistische Literaturwissenschaft (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
4
0
ja
  3235 
Modulprüfung (Prüfungsgespräch), Schwerpunktmodul Germanistische Literaturwissenschaft (Prüfung! Separat über PULS zu buchen.)
4
0
ja
MT Jüdische Studien 2012
  2051 
Lehrveranstaltung, Jüdische Literatur, Kultur und Musik (Wahlpflichtbereich)
3
2
nein
  2052 
Lehrveranstaltung, Jüdische Literatur, Kultur und Musik (Wahlpflichtbereich)
3
2
nein
MT Jüdische Theologie 2014
  293111 
Seminar, Jüdische Geschichte und Kultur (Wahlpflicht)
3
2
nein
  293112 
Seminar, Jüdische Geschichte und Kultur (Wahlpflicht)
3
2
nein
  293113 
Seminar, Jüdische Geschichte und Kultur (Wahlpflicht)
3
2
nein

Kontakt

Universität Potsdam
Philosophische Fakultät
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam

Logo